Donnerstag, 15. März 2012

Die letzten Tage


Meine Zeit in Neuseeland ist nun fast vorrueber, Zeit fuer ein letztes Update. Da das Verfassen der Texte zusammen mit der Fotoauswahl immer ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt, habe ich dazu geneigt das etwas vor mir herzuschieben. Aber bei den vielen Eindruecken, die ich hier hatte, wird mir dieser Blog spaeter sicher behilflich sein, mich an das eine oder andere Detail des Urlaubs zu erinnern. In diesem Sinne...

Also, wo waren wir stehengeblieben? Tongariro Crossing. Nachdem Timo sich auf die Suedinsel verzogen hatte, bin ich sofort nach Taupo gefahren, da die Tageswanderung Tongariro Alpine Crossing noch auf meiner To-Do-Liste stand und der Wetterbericht vielversprechend war. Start- und Zielpunkt sind hierbei nicht identisch sind, sondern liegen diverse km auseinander, daher braucht man irgendeine Form des Transports. Es gibt dafuer verschiedene Moeglichkeiten, ich habe die gewaehlt, dass ich morgens am Zielpunkt geparkt habe und dann mit einem Bus zum Startpunkt gebracht wurde. So konnte ich mir das Wandertempo frei einteilen und musste nicht zu einer bestimmten Zeit wieder zurueck sein. Der Hauptnachteil, naemlich dass der Bus um 6:40 Uhr frueh dort abfuhr, hat mich natuerlich schonmal geschockt. Das wurde allerdings noch dadurch verschaerft, dass es vom Hostel zum besagten Parkplatz nochmal 70 km waren. Wohl oder uebel habe ich meinen Wecker auf 5:15 Uhr gestellt, um dann festzustellen, dass auf der Sitzbank des Motorrads Rauhreif war. Es war eine klare Nacht und daher klirrend kalt. Demensprechend kam ich auf einer Skala von 1 bis 10 mindestens 9 durchgefroren am Pickup-Point an. Zu allem Ueberfluss hatte ich im morgentlichen Tran auch noch vergessen den Koffer an’s Motorrad zu machen, um die Motorradjacke darin verstauen zu koennen. Was nun? Auf die Wanderung mitnehmen kam nicht in Frage, da viel zu sperrig. Ich habe sie dann in einem Gebuesch versteckt, in der Hoffnung, dass sie dort niemand findet. Nach einer halbstuendigen Busfahrt ging‘s in der Morgendaemmerung  los. Zu Beginn war es immer noch bitter kalt aber durch die Bewegung wurde einem schnell warm. Tongariro Crossing ist eine der populaersten Wanderungen in Neuseeland, dementsprechend war es ziemlich voll auf dem Track. Die landschaftlichen Eindruecke der vulkanisch-alpinen Landschaft waren einfach nur atemberaubend und fuer mich das absolute Highlight, zumindest aus der Wanderperspektive. Nach einigen Kilometern bin ich mit Cristian aus Chile in’s Gespraech gekommen und wir sind dann bis zum Schluss zusammen gelaufen. Die Gesamtlaenge betraegt 20 km und es gilt dabei einiges an Hoehe zu ueberwinden, auch mit kleineren Kletterpassagen. Wir haben noch einen Abstecher zum Gipfel des Mount Tongariro gemacht und wurden dort aufgrund des klaren Wetters mit dem Ausblick auf den Mount Taranaki belohnt, der viele km entfernt liegt. Daraufhin haben wir versucht uns gegenseitig in einer uns fremden Sprache zu versichern wie grossartig wir das alles finden, wobei es aufgrund der ueberwaeltigenden Eindruecke zu massiven Vokabelproblemen kam. Ich habe Cristian gleich mal als Facebook-Freund verhaftet, denn bestimmt verschlaegt es mich irgendwann auch mal nach Chile... Meine Jacke war dann am Ende tatsaechlich noch im Gebuesch, ein rundum gelungener Tag!

Dann ging’s zum schon erwaehnten Mount Taranaki, den ich mir gern auch mal aus der Naehe ansehen wollte. Ich habe dort in einem Hostel in New Plymouth uebernachtet, das fest in deutscher Hand war, wie ich feststellen musste. Unter anderem war sogar noch einer aus Karlsruhe da! Am naechsten Morgen habe ich kurz ueberlegt, ob ich im Mt Egmont National Park, der rund um Mt Taranaki liegt, ein bisschen wandern gehe, mich aber stattdessen dafuer entschieden, mir die Stadt zusammen mit einer Mitbewohnerin meines Hostels anzusehen. Da mir Tongariro noch in den Knochen steckte, war mir nicht wirklich nach einem ernsthaften Fussmarsch zumute und es wurde so ein sehr entspannter Vormittag. Da ich schlussendlich erst am fruehen Nachmittag losgekommen bin, hat es sich dann so ergeben, dass ich wieder in dem netten Bed & Breakfast gelandet bin, wo ich schonmal uebernachtet hatte. Die Gastgeber waren noch netter als beim ersten Mal, sofern das ueberhaupt moeglich ist und haben mich sogar zum Abendessen hinzugebeten. Es gab unter anderem Gemuese, was meinen Koerper sicherlich in Erstaunen versetzt haben wird. Ich habe dann mit den Leuten abends noch ein wenig ferngesehen und dadurch erfahren, dass das Volvo Ocean Race, eine Segelregatta rund um die Welt, an den Tagen darauf in Auckland Station machen wuerde. Das hoerte sich doch nach einem guten Plan fuer mich an!

Also wieder ab nach Auckland. Die Veranstalter hatten am Hafen ein grosses Veranstaltungsgelaende mit diversen Attraktionen aufgebaut, u.a. mit 3D-Kino, Segelsimulator und grosser Buehne. Sogar Segeltoerns durch den Hafen wurden angeboten. Und das alles gratis! Eine voellig neue Erfahrung hier, wo man eigentlich fuer fast alles kraeftig zur Kasse gebeten wird. Die erste Yacht kam um Mitternacht mit fast zwoelf Stunden Vorsprung an und wurde standesgemaess begruesst. Die Crews waren in China gestartet und zu diesem Zeitpunkt knapp drei Wochen nonstop unterwegs. Am naechsten Tag taten mir die restlichen fuenf Boote im Rennen den Gefallen mehr oder weniger gleichzeitig gegen Mittag einzutrudeln, so dass ich das komplette Spektakel in vollem Umfang miterleben konnte. Schon drei Stunden nach Ankunft waren die Boote jeweils aus dem Wasser gekrant und das komplette Rigg abgebaut. Wirklich straff organisiert das Ganze! Ich habe den ganzen Tag im Hafen verbracht, viele Fotos gemacht und war einfach fasziniert von dieser hochtechnisierten Form des Segelns.

Den kroenenden Abschluss meiner Zweiradtour durch Neuseeland stellte die Coromandel Halbinsel dar. Von meinem Motorradvermieter waermstens empfohlen, hat sie mich absolut begeistert. Die sehr kurvige Strasse fuehrt im westlichen Teil ueber weite Strecken direkt am Wasser entlang und ich habe sogar kurz ueberlegt, sie zum motorradfahrerischen Top-Highlight zu erklaeren, was ich aber aufgrund des erhoehten Verkehrsaufkommens dann doch verworfen habe. Trotzdem, sweet as... wie der Neuseelaender sagt.

Und dann war’s soweit. Die Stunde war gekommen. Wie eine dunkle Wolke hatte sie am strahlend blauen Himmel in den letzten Tagen ueber mir geschwebt. Ich musste das Motorrad zurueckgeben. Aus und vorbei. Knapp 10.000 km hatte mich dieses treue Gefaehrt ohne zu murren auch ueber die uebelsten Pisten transportiert und mir dabei grosse Freude bereitet. Ich habe festgestellt, dass man auch Gegenstaende in’s Herz schliessen kann. Vielleicht liegt meine Dankbarkeit ja auch darin begruendet, dass sie mir ermoeglicht hat dieses Land aus so vielen Perspektiven kennenzulernen. Es tat mir jedenfalls leid, sie in Mount Maunganui zuruecklassen zu muessen.

Nun ist alles schon gepackt und uebermorgen geht mein Flug zurueck nach Deutschland. So schnell koennen zwei Monate um sein. Wirklich erstaunlich.
Wer moechte, kann sich ja nach meiner Rueckkehr bei Gelegenheit noch eine nahmuendliche Version des Bloginhalts erzaehlen lassen. Entsprechende Bewirtung vorausgesetzt, natuerlich. ;-)

See ya!

Morgendaemmerung am Mt Ngauruhoe

Ich und ein Vulkan

Tongariro Track zu den Emerald Lakes, wo es dampft und nach Schwefel riecht

Wer angestrengt in die Ferne schaut, kann Mt Taranaki entdecken!

In Taranaki herrscht nicht nur eitel Sonnenschein

Das Siegerboot der 4. Etappe des Volvo Ocean Race

Team Puma, zweitplatziert, beim Einlaufen in den Hafen

Team Sanya, die bummelletzten, under full sails

Manche MUESSEN bei ihrer Arbeit hoch hinaus!

Drei Stunden nach Ankunft.

SH 25, Coromandel Peninsula

Ausblick auf der Coromandel Halbinsel

Sonntag, 4. März 2012

Kollegiales Intermezzo

Nachdem das Reifen-Problem erfolgreich geloest werden konnte, habe ich mich sogleich auf den Weg nach Auckland gemacht, um meinen Kollegen Timo zu treffen. Wir haben uns dann mehr oder weniger direkt in ein Pub begeben um unser gemeinsames weiteres Vorgehen in Ruhe besprechen zu koennen. Allzu sehr konnten wir aber nicht in's Detail gehen, da unser Gespraech durch Zwischenfragen eines einheimischen Paars, das am Nachbartisch sass, unterbrochen wurde. Daraus entstand dann eine mehrstuendige Unterhaltung im Zuge derer sich die Beiden als lokale Konzertversanstalter vorstellten. Sie boten uns dann spontan an, mit uns ein Konzert der Band "New Order", das an diesem Abend in der Vector Arena in Auckland stattfand, zu besuchen. Umsonst, versteht sich. Es wurde ein ziemlich langer Abend in dessen Verlauf uns Nancy, schon etwas bierselig, dann noch darueber aufklaerte, dass die deutschen Soldaten in ihren Nazi-Uniformen ja schon irgendwie schneidig ausgesehen haetten. Dass man als Deutscher im Ausland immer wieder auf diese Episode in der Geschichte reduziert wird, ist schon sehr merkwuerdig. Trotzdem blieb uns der Abend aufgrund seines unverhofften und heiteren Verlaufs in guter Erinnerung.
Am naechsten Tag hatten wir uns die Bay of Islands als Ziel vorgenommen. Da das ein beliebtes Segelrevier ist und ich umsichtigerweise meinen Bootsfuehrerschein eingepackt hatte, hatte ich den Einfall, dass wir ja eine Yacht chartern koennten um so die Bay auf dem Wasserweg zu erkunden. Timo war damit spontan einverstanden. Gluecklicherweise fand sich bei einem Vercharterer, obwohl es schon spaeter Nachmittag war, auch gleich ein Boot zu einem aushaltbaren Preis und so mussten wir nur noch schnell ein bisschen Proviant einkaufen und dann konnte es auch schon losgehen. Musste es auch, denn bei Ebbe waeren wir nicht mehr weggekommen und die stand kurz bevor. Zu unserer Uebernachtungs-Bucht mussten wir gleich mal gegen einen recht frischen Wind aufkreuzen und Timo, der noch nie zuvor gesegelt war, war ziemlich beeindruckt, was eine Segelyacht fuer eine Schraeglage erreichen kann. Am naechsten Tag sind wir dann bei fast null Wind losgefahren, aber die Vorhersage fuer den Nachmittag war mehr als vielversprechend. Mittags haben wir in einer sehr schoenen Bucht geankert, dort gegessen, eine Wanderung zu einem Aussichtspunkt auf der dazugehoerigen Insel gemacht und natuerlich auch noch das obligatorische vom Boot aus ins Wasser springen durchgefuehrt. Die Bucht war windgeschuetzt, aber man konnte an der Wasseroberflaeche schon sehen, dass der Wind davor deutlich aufgefrischt hatte. Da ich das Boot nicht kannte, habe ich vorsichtshalber sofort ein Reff in's Gross eingebunden und ein kleineres Vorsegel angeschlagen. Mit derart verkleinerter Segelflaeche konnten wir dann trotz betraechtlicher Brise recht komfortabel und trotzdem schnell zur Charterbasis zuruecksegeln. Hochzufrieden sind wir nach erfolgreichem Anlegemanoever noch mit unseren Kraftfahrzeugen in einen kleinen Fischerort gefahren und haben dort zur Feier des Tages ein ca. 350g schweres Scottish Fillet, das ganz hervorragend geschmeckt hat, verschlungen. Praktischerweise konnte man im selben Haus auch gleich uebernachten.
Am Datum des naechsten Tages, dem 1. Maerz, war deutlich erkennbar, dass der Zeitpunkt meines Abflugs nun in nicht mehr allzu weiter Ferne liegt. Gute zwei Wochen lagen da noch vor mir. Timo und ich hatten fuer diesen Tag vereinbart, dass wir den noerdlichsten Punkt Neuseelands, Cape Reinga, besichtigen wollten. Da man dafuer eine 100 km lange Stichstrasse fahren muss, habe ich am Abzweig dazu das Motorrad geparkt und bin in Timos Auto zugestiegen. Wir haben dann noch zwei junge Deutsche Anhalter mitgenommen, die gleich mal unser ganzes Tagesprogramm mitgemacht haben. Das bestand aus dem Inaugenscheinnehmen des Kaps und Sand-Surfing auf den Te Paki Giant Sand Dunes. Dabei rutscht man auf einem Surfbrett die ziemlich steilen Sandduenen runter und erreicht dabei beachtliche Geschwindigkeiten. Der Spass wird nur dadurch geschmaelert, dass man fuer jeden Durchgang die Duene immer wieder hochlaufen muss. Danach haben wir die Jungs noch in ihrem Hostel abgeliefert, wofuer sie uns sehr dankbar waren. Der Abend klang dann mit einem ganz hervorragenden Fisch-Essen und einem sich daran anschliessenden Besuch in der ortsansaessigen Kneipe aus. Die Gaeste dieser Lokalitaet bestanden fast ausschliesslich aus Maoris, die gerade einen Karaoke-Abend veranstalteten. Viele Angehoerige dieser Volksgruppe zeichnen sich durch eine beachtliche Leibesfuelle aus, aber das gilt in gleichem Masse auch fuer ihr Stimmvolumen! Es war schon ein erstaunlicher Anblick als sich eine Frau erhob, die so fett war, dass sie kaum noch gehen konnte und dann, gestuetzt durch eine Kruecke, eine ganz bemerkenswerte Gesangs-Performance hinlegte. Im Verlauf des Abends sind wir auch mehrfach auf die traditionelle Maori-Art, den sog. Hongi, begruesst worden. Dabei beruehren sich jeweils Nase und Stirn. Ziemlich beschwingt sind wir dann irgendwann ins Bett gegangen.
Den darauffolgenden Tag sind wir an der Kauri-Coast entlanggefahren. Einige der Kauri-Baeume sind bis zu 2000 Jahre alt und erreichen auch eine ihrem Alter angemessene Groesse. Fuer die Nacht war ein Unwetter mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 km/h vorhergesagt. Nach Timos Berichten ist die Vorhersage nachts dann wohl auch tatsaechlich eingetreten, das habe ich aber verschlafen. Am naechsten Tag waren die Nachwirkungen aber noch deutlich spuerbar, denn es war immer noch sehr windig. Dieses Phaenomen, gepaart mit dem einen oder anderen kraeftigen Schauer, machten das Motorradfahren nicht gerade zum Vergnuegen. Wir sind weiter die Westkueste mit Ziel Auckland heruntergefahren, da Timo am naechsten Morgen, also heute, auf die Suedinsel geflogen ist.
Ich bin nun in Taupo um morgen eine Wanderung namens Tongariro Alpine Crossing in Angriff zu nehmen. Der dazugehoerige Shuttle-Bus faehrt schon um zwanzig vor sieben, aber da die Wanderung mit acht bis neun Stunden angegeben ist, habe ich mich fuer die fruehe Variante entschieden. Sie fuehrt entlang von maechtigen Vulkanen und soll sehr abwechslungsreich sein. Ich bin schon gespannt!

P.S. Ich bin neugierig zu erfahren, wer meinen Blog alles liest. Ich habe daher nun voruebergehend die Kommentarfunktion fuer jedermann freigeschaltet und wuerde mich darueber freuen, wenn diejenigen, die hier nicht registriert sind, aber ab und an mitlesen, kurz ihren Namen als Kommentar hinterlassen koennten. Vielen Dank!

Abendstimmung auf dem Boot
Ausblick auf unsere Mittags-Bucht

Wir am Cape Reinga


Die Surf-Duenen sind die ganz hinten

Timo mit seinem Mietwagen auf dem 90 Mile Beach

Suchbild: der Blogverfasser ist auch auf dem Bild

Samstag, 25. Februar 2012

Gewaltige Natur

Am Morgen meines Aufbruchs in Dunedin war das Wetter noch ein wenig diesig, wurde aber mit jedem Meter besser. Ich habe diesen guenstigen Umstand genutzt und bin gleich bis zum Mount Cook National Park durchgefahren. Dort angekommen, praesentierte sich mir Mt. Cook persoenlich in voller Pracht, wo er sich laut Reisefuehrer sonst auch gern mal hinter Wolken versteckt. Mit meinen Zimmernachbarn im dortigen Hostel habe ich mich gleich gut verstanden und wir haben am naechsten Morgen mit noch drei anderen eine gemeinsame Wanderung zum Tasman Glacier unternommen. Danach bin ich noch allein zu einer vierstuendigen Wanderung in's Hooker Valley aufgebrochen, die der Rest schon am Vortag gemacht und mir empfohlen hatte. Die sich bietenden Eindruecke waren wirklich ueberwaeltigend! Steile Berge, Gletscher, Wolken, Haengebruecken und am Ende ein See, in dem Eisbrocken schwammen. Ein Geheimtipp ist der National Park freilich nicht, es herrschte Hochbetrieb auf den Wanderwegen. Und es waren ausnahmsweise auch mal viele Nationen vertreten, ganz im Gegensatz zum sonstigen teutonischen Hostel-Einerlei. Ich bin mittlerweile dazu uebergangen etwaige Zimmergenossen sofort auf deutsch anzusprechen, damit liegt man fast immer richtig. Nach der Wanderung bin ich zum Lake Tekapo weitergefahren, wo ich eine Backpackerin, die morgens bei der Wanderung mit dabei war, wiedergetroffen habe. Sie hat ihren Job als Journalistin in Deutschland aufgegeben und ist nun seit mittlerweile zwei Jahren in Australien, Neuseeland und demnaechst in Asien unterwegs. Wir hatten ein sehr aufschlussreiches Gespraech, was ueber das Reisen bis zur Haltung zu grundsaetzlichen Dingen im Leben gefuehrt hat, wozu sie jeweils ein paar erfrischend andere Ansichten als der Mainstream hatte. Am naechsten Morgen bin ich dann nach Christchurch weitergefahren, ohne so richtig zu wissen, was mich nach dem verheerenden Erdbeben vor einem Jahr dort erwarten wuerde. Ich hatte urpruenglich vor, zwei Naechte zu bleiben, aber nachdem ich einen kurzen Gang durch die Stadt gemacht hatte, stand fuer mich fest, dass ich am naechsten Morgen gleich weiterreisen wuerde. Die Innenstadt ist immer noch komplett abgesperrt, das einzige was dort stattfindet ist das Beseitigen von Truemmern. Geschaefte und Bars, alles steht leer, das Ganze wirkt wie eine Geisterstadt. Der Wiederaufbau steht wegen drohender Nachbeben still. Diese Stimmung fand ich nicht sehr einladend zum Bleiben und bin daher am naechsten Morgen, trotz eher schlechter Wettervorhersage, wieder aufgebrochen. Trotzig wie ich bin, habe ich nicht den kuerzesten Weg Richtung Faehre gewaehlt, sonder bin nochmal ueber den Arthur's Pass an die Westkueste gefahren, denn diese Strecke stand fest auf meinem Programm. Danach gings Richtung Nord-Osten gleich wieder zurueck auf die andere Seite der Insel und das war der Zeitpunkt, an dem sich der Wetterbericht bewahrheiten sollte. Und zwar fuer die naechsten 250 km. Da ich aber 5 Wochen lang keinen einzigen Tropfen Regen abbekommen hatte, fand ich das irgendwie fair und bin trotz teils intensivem Regen bis Blenheim durchgefahren. Dort habe ich mir ein Zimmer mit fuenf deutschen Abiturientinnen geteilt, die aber gluecklicherweise nicht, wie befuerchtet, die Nacht zum Tag gemacht haben. Am daraufolgenden Tag (mittlerweile Donnerstag) bin ich mit der Faehre wieder zurueck auf die Nordinsel gefahren und diesmal hat die Cook Strait gehalten, was im Reisefuehrer versprochen wurde. Es war ordentlich windig und so wurde die Ueberfahrt ziemlich spektakulaer. Da es bei meiner Ankunft schon recht spaet war, habe ich wieder in Wellington uebernachtet und bin erst am naechsten Tag Richtung Norden weitergefahren. Die Fahrt bis zum Mt. Taranaki verlief erwartungsgemaess ziemlich langweilig, aber danach kam ja noch der mir von John empfohlene Forgotten World Highway 43. Er hatte mir in Aussicht gestellt, das ganze sei "fuckin' awesome". Aber das ist weit untertrieben! 150 km Kurve an Kurve durch huegelige Weidelandschaft und kein bisschen Verkehr auf der ganzen Strecke, mir fehlen einfach die Worte um angemessen beschreiben zu koennen, wie mich diese Fahrt euphorisiert hat. Daran schloss sich gleich noch ein weiteres positives Erlebnis an, denn ich habe mich vom Reisefuehrer dazu verleiten lassen mal Bed and Breakfast auszuprobieren. Die Gastgeber waren in ganz reizender Weise nett und haben mich noch bewirtet und unterhalten. Fuer den darauffolgenden Tag, also heute, haben sie mir dann noch den Waitomo Glowworm-Cave empfohlen, den ich auch brav besichtigt habe. Es handelte sich dabei erwartungsgemaess um eine Hoehle mit Gluehwuermchen darin. Aber viel wichtiger, angeregt durch meine Begeisterung vom beschriebenen Forgotten Highway, haben sie mir eine kleine Strasse Richtung Norden empfohlen, die dem Original in nichts nachstand. Also konnte ich heute wieder Kurve um Kurve abschwingen, wenn da nicht in der Mittagspause, oh Schreck!, ploetzlich mein Blick auf den Hinterreifen gefallen waere, der sich, voellig ploetzlich und unerwartet, in aeusserst bemitleidenswertem Zustand befand. Man konnte an einigen Stellen sogar schon ein bisschen die Karkasse durchscheinen sehen. Was nun? Ein Blick auf die Karte zeigte, dass ich Glueck im Unglueck hatte, denn ich befand mich nur 120 km von dem Motorradgeschaeft, wo ich das Motorrad ausgeliehen habe, entfernt. Ein kurzes Telefonat muendete darin, dass ich nun bis Montag frueh ausharren muss, bis ich einen neuen Hinterreifen bekomme. Der ist gluecklicherweise im Mietpreis inbegriffen. Also habe ich einen Tag Leerlauf ohne Motorradfahren, mal sehen wie ich das aushalte. Danach werde ich nach Auckland fahren und meinen Kollegen Timo treffen, der morgen frueh, von Deutschland kommend, dort landet.
Tasman Gletscher, als solcher kaum erkennbar, da sehr schmutzig

Eine der Haengebruecken im Mt. Cook National Park

schicke Berge, schicke Wolken

Gletschersee mit Eisbrocken

abgesperrte Einkaufsstrasse in Christchurch

Die Zerstoerung ist allgegenwaertig.

Ausblick auf dem Forgotten World Highway

Forgotten World Highway, der bringt's!

Samstag, 18. Februar 2012

Ostküste

Da es heute hier in Dunedin regnet, habe ich endlich mal wieder die Zeit, zusammenzufassen, wie mein Werdegang seit meinem letzten Posting war. Auf dem Campigplatz bei den Gletschern hatte ich das erste Mal das Vergnügen die Bekanntschaft mit den berüchtigten Sandflies zu machen. Die Bisse dieser unangenehmen Insekten sind dergestalt, dass sie ein richtiges Loch in der Haut verursachen aus dem Blut kommt. Und jucken tun sie dann wie die Hölle für mehrere Tage. Am darauffolgenden Morgen habe ich wegen eben dieser Viecher fluchtartig den Campingplatz verlassen müssen und in einem Café auf meine beiden Mitreisenden gewartet. Nach einer Besichtigung des Fox Glaciers von mehreren Seiten sind wir weiter bis nach Wanaka gefahren, wo wir zwei Nächte geblieben sind, da sowohl Stu als auch John diverse Erledigungen zu tätigen hatten. Ich habe den Ruhetag für eine ausgiebige Wanderung auf den Gipfel des Mount Roy genutzt. Danach sind wir nach Queenstown gefahren, wo wir uns wiederum für zwei Nächte in einem Backpacker Hostel eingemietet haben. Diese Unterkunftsmöglichkeit ist eine gute Alternative zum Camping, ähnlich günstig, aber man hat ein richtiges Bett und schläft dementsprechend besser. Allerdings nur, wenn man nicht mit seinen Mitbewohnern in den mit bis zu acht Leuten belegten Zimmern hadern muss. In Queenstown haben John und ich dann Stuart zurücklassen müssen, da er eine Erkältung auskurieren wollte und auch ein paar Reparaturen am Motorrad vornehmen musste. So sind wir dann zu zweit in den Milford Sound aufgebrochen und allein schon die Fahrt dahin war atemberaubend schön. Auch das Wetter spielte weiterhin in westküstenuntypischer Manier gut mit und so wurde auch der Bootsausflug am nächsten Morgen mit entsprechenden Ausblicken auf die durch einen Gletscher geformte steile Felslandschaft belohnt. Als Tagesziel war eigentlich Invercargill angepeilt, aber da wir uns in der Mittagspause mit Darcy aus Oregon verquatscht haben, sind wir nicht so weit gekommen. Sie ist mit einem grossen Segelboot (http://alvei.com/) nach Neuseeland gereist, auf dem man in Backpacker-Manier einfach anheuern kann und so lange mitreisen, wie man gerade möchte. Um Geld für einen Asientrip auf einem Motorrad zu verdienen, melkt sie zur Zeit auf einer Farm Kühe. Es ist schon bewundernswert,wie manche den Mut dazu haben, einen ganz anderen Weg als die Masse einzuschlagen und mal zu schauen, was so in der Welt auf sie wartet. Nach dieser interessanten Episode sind wir noch bis Riverton weitergefahren, wo wir in Ermangelung anderer Möglichkeiten in einem Pub übernachtet haben. Eine sehr interessante Erfahrung, besonders in Hinblick auf die anderen Gäste. Das Ganze war irgendwie mehr wie eine Wohngemeinschaft, mein Zimmer hatte nicht mal eine Tür. Aber dafür hat’s auch nur 20$ gekostet, meine bisher günstigste Übernachtung. Am nächsten Morgen haben John und ich noch in Invercargill zusammen gefrühstückt und mussten dann auch getrennter Wege gehen. Er hat für seine Reisen hier ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub genommen und verfügt über ein Arbeitsvisum. Und da ihm so langsam das Geld ausgeht, will er sich nun in der Stadt nach einem Job umsehen. So bin ich dann alleine weiter auf der Southern Scenic Route entlang der Küste gefahren und das war wirklich großartig. Eine der schönsten Strecken, die ich je mit dem Motorrad gefahren bin. Nun bin ich hier im verregneten Dunedin angekommen, wo gerade ein Treffen von Dudelsackspielern stattfindet. Die armen haben leider Pech mit dem Wetter und werden nun bei ihrer Parade alle vollgeregnet. Morgen will ich dann zum Mount Cook und hoffe auf gute Sicht, um mal einen Blick auf den Gipfel werfen zu können.

Zeltlager bei den Gletschern

Einer der Gletscher (Fox)

Blick vom Mount Roy auf Lake Wanaka

Milford Sound 
Auf einer unbefestigten Strasse in den Catlins

Besichtigung der Brauerei Speights, Dunedin

Pipe-Bands im Regen, Dunedin

Samstag, 11. Februar 2012

Bei den Gletschern

Der Tag, für den wir uns die Wanderung vorgenommen hatten, wurde dann noch ein ziemlich langer. Wir sind morgens nicht allzu früh aus dem Hostel weggekommen und sind dann erstmal 150 km mit den Motorrädern zu einem Campingplatz gefahren, der den Startpunkt für unsere Wanderung darstellte. Wir hatten uns die letzte Etappe des Abel Tasman Walks ausgeguckt, für die eigentlich ein ganzer Tag veranschlagt wird. Da wir aber erst um 14 Uhr loslaufen konnten, sind wir nach über 20 km Wandern erst recht spät wieder zurück gewesen und waren dann rechtschaffen müde. Auf dem Campingplatz haben wir noch John aus Kanada getroffen, der auch mit dem Motorrad unterwegs ist und sich uns kurzerhand anschloss. Am darauffolgenden Tag ging's dann zu dritt weiter nach Süden entlang der Westküste mit einer Übernachtung in Greymouth. Ich hatte bisher insgesamt großes Glück mit dem Wetter hier, aber das gilt ganz besonders für die Westküste der Südinsel, die für ihr häufig schlechtes Wetter bekannt ist. Auch in den nächsten Tagen soll häufig die Sonne scheinen. Heute sind wir dann bei den touristisch vollständig erschlossenen Gletschern Franz Josef und Fox angekommen und werden letzteren morgen früh bei hoffentlich guter Sicht mal in Augenschein nehmen können. Diese Nacht verbringen wir auf einem Campingplatz des Department of Conservation, der nichts kostet und dementsprechend brechend voll ist. Ganz im Unterschied zu den reichlich vorhandenen kostenpflichtigen Campingplätzen, Holiday Parks genannt, die, obwohl günstig und durchgängig hervorragend ausgestattet, überraschenderweise alle recht leer sind.Nach der Gletscherschau soll's weiter Richtung Süden gehen. Den nächsten längeren gemeinsamen Stop haben wir in Queenstown, der Party-Stadt, geplant, wo sich unsere Wege vielleicht schon wieder trennen müssen, da meine beiden Mitreisenden noch mehrere Monate Zeit haben, bis sie wieder nach Hause müssen und ich bekanntermaßen nicht und sie demnach alles etwas ausführlicher angehen können.

Dienstag, 7. Februar 2012

Auf der Südinsel

Die Fahrt nach Wellington ging recht zügig vonstatten, so dass ich schon am frühen Nachmittag dort ankam und ein Zimmer in einem Backpacker-Hostel mitten in der Stadt bezogen habe. Den Rest des Tages habe ich zur Stadtbesichtigung genutzt inklusive dem sehr abwechslungsreich gestalteten National-Museum Te Papa in dem es sogar einen Erdbeben-Simulator gibt. Am nächsten Tag habe ich dann gleich morgens die Fähre auf die Südinsel genommen. Beim Warten auf die Fähre, fiel mir eine schwer bepackte und mit Aufklebern aus allerlei Ländern verzierte BMW auf. Der dazugehörige Fahrer, Stuart, hat vor sieben Monaten seine Zelte in England abgebrochen und ist mit dem
Motorrad bis nach Kathmandu gefahren. Von dort aus ist er nach einem dreimonatigen Aufenthalt in Nepal wiederum samt Motorrad nach Neuseeland geflogen und hofft nun hier ein Arbeitsvisum zu bekommen um für eine längere Zeit hier leben und arbeiten zu können. Zuvor möchte er aber noch das Land mit dem Motorrad erkunden. Da wir also im Moment dieselben Interessen verfolgen, haben wir uns für die nächsten Tage zusammengetan und werden morgen einen Teil des Abel-Tasman Tracks, einen der sieben sog. Great Walks, wandern. Danach soll's mit dem Motorrad weiter Richtung Süden gehen.

Samstag, 4. Februar 2012

Biker s Heaven

Da es einige ungläubige Nachfragen gab, ja, ich bin wirklich auf's Motorrad umgestiegen um mir das Land zu "erfahren". Ich habe vorgestern für 6 Wochen eine reisefertige BMW R1100R geliehen, denn das Radfahren hat hier, zumindest mir, einfach keinen Spaß gemacht. Als Gründe hierfür wären zu nennen, zuallererst die mangelhafte Fahrstabilität meines beladenen Fahrrads, an zweiter Stelle die sehr welligen Streckenprofile, dann die nervigen LKW-Fahrer und nicht zuletzt noch der Wind. Dieses Paket, als Ganzes, hat den Fahrspaß doch ziemlich auf der Strecke bleiben lassen. Mit dem Motorrad stehen mir nun alle Optionen offen. Keine Berge müssen mehr in's Kalkül gezogen werden und auch die Windrichtung ist egal, einzig die Wetterabhängigkeit ist geblieben. Derart befreit bin ich ab Rotorua gleich mal über den Pacific Coast Highway zum East Cape aufgebrochen. Diese Straße ist ein echtes Highlight in meinem bisherigen Motorradfahrerleben. Sie ist mir ja auf meinen allerersten Fahrradkilometern in Neuseeland schon positiv aufgefallen, aber die Strecke zwischen Opotiki und Napier mit dem Motorrad war einfach ein Traum. Eine Kurve nach der anderen durch die Kulisse von "Herr der Ringe" und durch Buchten mit absolut leeren Stränden, und das alles über 500 km! Also wenn sie hier irgendwas im Überfluss haben, dann ist es Landschaft. In Gisborne habe ich einen Overnight-Stop eingelegt. Diese Stadt zeichnet sich vor allem durch zwei Eigenschaften aus, nämlich dass sie erstens, die Stadt ist, die auf der Welt zuerst die Sonne sieht und zweitens die neuseeländische Hauptstadt des Chardonnays ist (Reihenfolge zufällig gewählt). Eine davon habe ich überprüft, die andere nicht. ;-) Danach ging's, wie gehabt, weiter auf dem genannten Highway. Unterwegs wurde mir immer wieder versichert, dass die Südinsel in motorradfahrerischer Hinsicht noch besser werden würde. Kaum vorstellbar! Angekommen in Napier konnte ich feststellen, dass hier eine Menge Art Déco-Gebäude rumstehen und dass die Sonne scheint. Vielmehr kann ich hierzu nicht zu sagen. Morgen fahre ich nach "Windy Wellington".

Donnerstag, 2. Februar 2012

Auf zu neuen Horizonten!

Ich habe es heute morgen, sehr zu meiner Freude, endlich geschafft mein leidiges Gepäckproblem dauerhaft und umfassend zu lösen. Mein Gefährt verfügt nun über einen äußerst stabilen Gepäckträger für die Gepäckrolle und über große Koffer. Das beides, kombiniert mit einem komplett verwindungssteifen Rahmen, vermittelt einem ein völlig neues Fahrgefühl! Man spürt das Gewicht des Gepäcks überhaupt nicht mehr. Und der Vortrieb ist im direkten Vergleich einfach 'ne Wucht! Auf diese Art erschließen sich mir nun völlig neue Möglichkeiten. Ich bin begeistert!

Dienstag, 31. Januar 2012

Rotorua

Samstag war der bestellte Gepäck-Anhänger dann schonmal nicht da. Zum Glück! So hatte ich noch länger Gelegenheit zum Windsurfen und am Strand (siehe Foto) liegen. Der Surf-Spot in Tauranga mit Blick auf den Mount Manganui ist einfach perfekt: immer Wind und, durch seine geschützte Lage, kaum Wellen. Als dann heute morgen der Hänger immer noch nicht da war, weil er aufgrund irgendjemands Trotteligkeit noch nicht einmal losgeschickt worden war, bin ich eben so wie gehabt weitergefahren. Es sollte offenbar nicht sein. Die Strecke nach Rotorua war sehr schön und, wie der Neuseeländer mit britischem Understatement sagen würde, "hilly". Indeed! Auf den ersten 30 km kamen schon 700 Höhenmeter zusammen und über die gesamte Distanz von 63 km knapp 1000. Sehr ordentlich. Ich habe mich bei den Abfahrten wieder ziemlich unwohl mit der wackeligen Fuhre gefühlt, irgendwie muss da mal eine dauerhafte Lösung her. Das schlimmste aber sind die hiesigen LKW-Fahrer, die haben fast alle einen Knall. Ich habe beinahe den Eindruck, dass es denen Freude macht mit möglichst geringem Abstand an Radfahrern vorbeizufahren, oder vielleicht läuft da auch so eine Art Wettbewerb. Also das nervt echt ab! Morgen werde ich mir hier mal das Gedampfe und Gezische vor Ort ansehen, hier soll ja richtig Action unter Erde sein!

Donnerstag, 26. Januar 2012

Tauranga

Die 63 km meiner Fahrt von Waihi Beach nach Tauranga waren landschaftlich sehr reizvoll, denn ich befand mich wieder auf dem Pacific Coast Highway. Allerdings gestalteten der sehr dichte Verkehr und ein äußerst böiger Seitenwind die Fahrt etwas unentspannt. Die Windanfälligkeit in Kombination mit der Labilität der ganzen Fuhre, die sich auf dieser Strecke besonders gezeigt haben, haben in mir den Entschluss reifen lassen, etwas Grundsätzliches ändern zu müssen. Nach einigem Überlegen kam mir in den Sinn, dass es die beste Lösung wäre, das Gepäck auf einen Anhänger auszulagern. Also bin ich in den nächsten Radladen und hab einfach so ein Ding bestellt. Samstag früh ist er da, hoffentlich. Mein Abendessen habe ich dann in Gestalt ein riesigen Burgers, der referenzlecker war, in einem Pub zu mir genommen. Währenddessen baute gerade eine Band ihr Equipment auf und legte dann irgendwann mit Country-Music los. Ruckzuck war der Laden rappelvoll und ich fand mich an einem Tisch mit Kiwis wieder, die alle auf mich einredeten und mir ein Bier nach dem anderen ausgaben, auch als ich eigentlich gar nicht mehr durstig war. Es war ein wirklich lustiger Abend und hat wieder gezeigt, dass man hier viel leichter mit anderen in's Gespräch kommen kann, als man das von zu Hause gewöhnt ist. Heute bin ich dann auf den Mount Manganui hochgelaufen und habe runtergeguckt. Das war derart schweißtreibend, dass ich danach sofort an den Strand am Fuße des Berges musste um in's Meer zu springen. Dort entdeckte ich ein Hinweisschild, dass dieser durch ausgetretenes Öl des im Oktober ganz in der Nähe havarierten Frachtschiffs "Rena" verschmutzt wurde. Das ging damals auch bei uns durch die Nachrichten. Davon war aber glücklicherweise nichts mehr zu sehen. Die Wettervorhersage für morgen ist leider nicht so besonders, mal sehen was ich draus machen kann.

Dienstag, 24. Januar 2012

Durch die Hauraki Ebene

Der heutige Tag begann damit, dass ich nach dem Frühstück den ganzen Camping-Krempel wieder in die Taschen und auf's Rad befördern musste, was erstaunlich lange gedauert hat. Das lag aber auch daran, dass ich noch umgepackt habe und alle schweren Dinge in die vorderen Taschen getan habe, um die Fahreigenschaften zu verbessern. Das ist auch teilweise gelungen, trotz allem habe ich den Eindruck, dass das Fahrrad mit dem ganzen Gewicht noch leicht überfordert ist. Dafür gibt's aber keine wirkliche Lösung, da ich mich ohnehin schon sehr eingeschränkt habe um beim Check-In kein Übergepäck bezahlen zu müssen. Wird schon gehen. Es ist aber immer wieder erstaunlich, wie das Rad fährt, wenn man mal das ganze Gepäck abgeladen hat. Zum Frühstück gab's heute einen extrem leckeren Meat-Pie, das sind so muffinartige Gebilde aus Blätterteig, die mit verschiedenen Sachen gefüllt sein können, in meinem Fall Hackfleisch und Käse. Derart gestärkt bin ich dann den weiterhin sehr welligen Pacific Coast Highway weitergefahren, wobei Highway reichlich übertrieben ist, es handelt sich dabei eigentlich um eine stinknormale Landstraße. Irgendwann musste ich dann leider auf den State-Highway Nr. 2 einbiegen, der eine etwas breitere Landstraße ist und der war dann ziemlich verkehrsreich. Dieser führte mich durch die Hauraki-Ebene, die sich als eher unspektakulär herausstellte. Daher habe ich mich dann auch entschlossen bis an die Küste weiterzufahren, was sich am Ende als eine Gesamtdistanz von knapp 115 km und 500 Höhenmetern darstellte. Es war hier heute hochsommerlich warm bei strahlend blauem Himmel, so dass das Fahren besonders am Vormittag sehr angenehm war, nachmittags war es dann manchmal fast zu warm. Morgen werde ich weiter Richtung Tauranga bzw. Roturua fahren, sofern mir die heutige Etappe nicht noch zu sehr in den Knochen stecken sollte ansonsten lege ich einen Strandtag ein.

Montag, 23. Januar 2012

Der erste Fahrtag

Da ich nicht so überflüssigen Ballast wie vorbereitendes Training mit hierher geschleppt habe, habe ich es bei meiner ersten Etappe heute eher ruhig angehen lassen und bin nur eine Distanz von knapp 60 km gefahren. Da aber der Wind, der hier immer recht kräftig weht, die meiste Zeit von vorn kam und auch durch den sehr welligen Streckenverlauf, auf dem immerhin 600 Höhenmeter zusammenkamen, hat mich das ausreichend gefordert. Der gestrige Tag war ziemlich verregnet, aber heute hatte ich Riesenglück, denn es herrschten mit strahlend blauem Himmel bei 25 Grad absolute Traumbedingungen. Nun bin ich in einem winzigen Nest namens Orere Point gelandet, wo ich auf einem Campingplatz übernachte. Ich bin zwar eigentlich das genaue Gegenteil von einem Freund des Kampierens, aber aus Gründen der Flexibilität und auch der Kostendämpfung werde ich trotzdem hin und wieder im Zelt übernachten. Mein Fahrrad hat sich mit dem ganzen Gepäck soweit wacker geschlagen, wenn auch die ganze Fuhre durch das hohe Zusatzgewicht etwas labil wirkt. Ich muss was die Gewichtsverteilung betrifft wohl noch etwas Feintuning betreiben. Die Landschaft hier ist so unglaublich schön, dass man's kaum aushalten kann! Ich stelle auch mal wieder fest, dass das Fahrrad das ideale Gefährt ist, um während der Fahrt all das angemessen auf sich wirken lassen zu können. Morgen geht's weiter Richtung Ostküste, mal sehen, wie weit ich komme.

Sonntag, 22. Januar 2012

Auckland

Also diese Zeitverschiebung ist wirklich äußerst gewöhnungsbedürftig. Einerseits wird man in der Eingewöhnungsphase zu den unmöglichsten Zeiten müde. Und andererseits muss man sich, wenn man mit den Zuhausegebliebenen kommuniziert, darauf einstellen, dass diese den ganzen Nachmittag verschlafen und einem dann aber mitten in der Nacht Nachrichten schicken. Aber heute ist das gerade mal kein Problem für mich, da ich selbst mitten in der hiesigen Nacht aufgewacht bin, denn mein kurzes Ausruhen am frühen Abend gestern ist versehentlich zur Nachtruhe geraten. Wahrscheinlich lag das auch mit daran, dass ich mich gestern sportlich betätigt habe. Ich habe beim Besichtigen des Yachthafens nämlich entdeckt, dass hier Mitfahrten auf America's Cup Segelyachten angeboten werden. Und da das hier ja schließlich die City of Sails ist, habe ich mich gleich mal für ein dreistündiges Match-Race eingemietet. Dabei fahren zwei solcher Boote gegeneinander einen vorgegebenen Kurs ab. Und die Stammcrew hat das richtig ernstgenommen! Die Gäste an Bord hatten dabei die Ehre die Rolle der sogenannten Grinder zu übernehmen. Das sind diejenigen, die die Kurbeln (siehe Foto) betätigen dürfen, mit denen man die Leinen zur Segelführung dichtholt und, je schneller das nach einem Kurswechsel passiert, desto weniger Fahrt verliert man. Unsere Mannschaft hat sich richtig in's Zeug gelegt und wir haben dann schließlich auch gewonnen! Vom Wasser aus hatte man einen sehr schönen Blick auf Auckland mit seinem markanten Skytower. Ansonsten habe ich gestern die Stadt natürlich auch noch von Land aus besichtigt und ein paar Dinge gekauft, wie z.B. einen Gaskocher um mich für bevorstehende Campingsituationen zu wappnen. Heute werde ich mein Fahrrad zusammenbauen, damit morgen meine Radreise durch Neuseeland beginnen kann...