Samstag, 25. Februar 2012

Gewaltige Natur

Am Morgen meines Aufbruchs in Dunedin war das Wetter noch ein wenig diesig, wurde aber mit jedem Meter besser. Ich habe diesen guenstigen Umstand genutzt und bin gleich bis zum Mount Cook National Park durchgefahren. Dort angekommen, praesentierte sich mir Mt. Cook persoenlich in voller Pracht, wo er sich laut Reisefuehrer sonst auch gern mal hinter Wolken versteckt. Mit meinen Zimmernachbarn im dortigen Hostel habe ich mich gleich gut verstanden und wir haben am naechsten Morgen mit noch drei anderen eine gemeinsame Wanderung zum Tasman Glacier unternommen. Danach bin ich noch allein zu einer vierstuendigen Wanderung in's Hooker Valley aufgebrochen, die der Rest schon am Vortag gemacht und mir empfohlen hatte. Die sich bietenden Eindruecke waren wirklich ueberwaeltigend! Steile Berge, Gletscher, Wolken, Haengebruecken und am Ende ein See, in dem Eisbrocken schwammen. Ein Geheimtipp ist der National Park freilich nicht, es herrschte Hochbetrieb auf den Wanderwegen. Und es waren ausnahmsweise auch mal viele Nationen vertreten, ganz im Gegensatz zum sonstigen teutonischen Hostel-Einerlei. Ich bin mittlerweile dazu uebergangen etwaige Zimmergenossen sofort auf deutsch anzusprechen, damit liegt man fast immer richtig. Nach der Wanderung bin ich zum Lake Tekapo weitergefahren, wo ich eine Backpackerin, die morgens bei der Wanderung mit dabei war, wiedergetroffen habe. Sie hat ihren Job als Journalistin in Deutschland aufgegeben und ist nun seit mittlerweile zwei Jahren in Australien, Neuseeland und demnaechst in Asien unterwegs. Wir hatten ein sehr aufschlussreiches Gespraech, was ueber das Reisen bis zur Haltung zu grundsaetzlichen Dingen im Leben gefuehrt hat, wozu sie jeweils ein paar erfrischend andere Ansichten als der Mainstream hatte. Am naechsten Morgen bin ich dann nach Christchurch weitergefahren, ohne so richtig zu wissen, was mich nach dem verheerenden Erdbeben vor einem Jahr dort erwarten wuerde. Ich hatte urpruenglich vor, zwei Naechte zu bleiben, aber nachdem ich einen kurzen Gang durch die Stadt gemacht hatte, stand fuer mich fest, dass ich am naechsten Morgen gleich weiterreisen wuerde. Die Innenstadt ist immer noch komplett abgesperrt, das einzige was dort stattfindet ist das Beseitigen von Truemmern. Geschaefte und Bars, alles steht leer, das Ganze wirkt wie eine Geisterstadt. Der Wiederaufbau steht wegen drohender Nachbeben still. Diese Stimmung fand ich nicht sehr einladend zum Bleiben und bin daher am naechsten Morgen, trotz eher schlechter Wettervorhersage, wieder aufgebrochen. Trotzig wie ich bin, habe ich nicht den kuerzesten Weg Richtung Faehre gewaehlt, sonder bin nochmal ueber den Arthur's Pass an die Westkueste gefahren, denn diese Strecke stand fest auf meinem Programm. Danach gings Richtung Nord-Osten gleich wieder zurueck auf die andere Seite der Insel und das war der Zeitpunkt, an dem sich der Wetterbericht bewahrheiten sollte. Und zwar fuer die naechsten 250 km. Da ich aber 5 Wochen lang keinen einzigen Tropfen Regen abbekommen hatte, fand ich das irgendwie fair und bin trotz teils intensivem Regen bis Blenheim durchgefahren. Dort habe ich mir ein Zimmer mit fuenf deutschen Abiturientinnen geteilt, die aber gluecklicherweise nicht, wie befuerchtet, die Nacht zum Tag gemacht haben. Am daraufolgenden Tag (mittlerweile Donnerstag) bin ich mit der Faehre wieder zurueck auf die Nordinsel gefahren und diesmal hat die Cook Strait gehalten, was im Reisefuehrer versprochen wurde. Es war ordentlich windig und so wurde die Ueberfahrt ziemlich spektakulaer. Da es bei meiner Ankunft schon recht spaet war, habe ich wieder in Wellington uebernachtet und bin erst am naechsten Tag Richtung Norden weitergefahren. Die Fahrt bis zum Mt. Taranaki verlief erwartungsgemaess ziemlich langweilig, aber danach kam ja noch der mir von John empfohlene Forgotten World Highway 43. Er hatte mir in Aussicht gestellt, das ganze sei "fuckin' awesome". Aber das ist weit untertrieben! 150 km Kurve an Kurve durch huegelige Weidelandschaft und kein bisschen Verkehr auf der ganzen Strecke, mir fehlen einfach die Worte um angemessen beschreiben zu koennen, wie mich diese Fahrt euphorisiert hat. Daran schloss sich gleich noch ein weiteres positives Erlebnis an, denn ich habe mich vom Reisefuehrer dazu verleiten lassen mal Bed and Breakfast auszuprobieren. Die Gastgeber waren in ganz reizender Weise nett und haben mich noch bewirtet und unterhalten. Fuer den darauffolgenden Tag, also heute, haben sie mir dann noch den Waitomo Glowworm-Cave empfohlen, den ich auch brav besichtigt habe. Es handelte sich dabei erwartungsgemaess um eine Hoehle mit Gluehwuermchen darin. Aber viel wichtiger, angeregt durch meine Begeisterung vom beschriebenen Forgotten Highway, haben sie mir eine kleine Strasse Richtung Norden empfohlen, die dem Original in nichts nachstand. Also konnte ich heute wieder Kurve um Kurve abschwingen, wenn da nicht in der Mittagspause, oh Schreck!, ploetzlich mein Blick auf den Hinterreifen gefallen waere, der sich, voellig ploetzlich und unerwartet, in aeusserst bemitleidenswertem Zustand befand. Man konnte an einigen Stellen sogar schon ein bisschen die Karkasse durchscheinen sehen. Was nun? Ein Blick auf die Karte zeigte, dass ich Glueck im Unglueck hatte, denn ich befand mich nur 120 km von dem Motorradgeschaeft, wo ich das Motorrad ausgeliehen habe, entfernt. Ein kurzes Telefonat muendete darin, dass ich nun bis Montag frueh ausharren muss, bis ich einen neuen Hinterreifen bekomme. Der ist gluecklicherweise im Mietpreis inbegriffen. Also habe ich einen Tag Leerlauf ohne Motorradfahren, mal sehen wie ich das aushalte. Danach werde ich nach Auckland fahren und meinen Kollegen Timo treffen, der morgen frueh, von Deutschland kommend, dort landet.
Tasman Gletscher, als solcher kaum erkennbar, da sehr schmutzig

Eine der Haengebruecken im Mt. Cook National Park

schicke Berge, schicke Wolken

Gletschersee mit Eisbrocken

abgesperrte Einkaufsstrasse in Christchurch

Die Zerstoerung ist allgegenwaertig.

Ausblick auf dem Forgotten World Highway

Forgotten World Highway, der bringt's!

Samstag, 18. Februar 2012

Ostküste

Da es heute hier in Dunedin regnet, habe ich endlich mal wieder die Zeit, zusammenzufassen, wie mein Werdegang seit meinem letzten Posting war. Auf dem Campigplatz bei den Gletschern hatte ich das erste Mal das Vergnügen die Bekanntschaft mit den berüchtigten Sandflies zu machen. Die Bisse dieser unangenehmen Insekten sind dergestalt, dass sie ein richtiges Loch in der Haut verursachen aus dem Blut kommt. Und jucken tun sie dann wie die Hölle für mehrere Tage. Am darauffolgenden Morgen habe ich wegen eben dieser Viecher fluchtartig den Campingplatz verlassen müssen und in einem Café auf meine beiden Mitreisenden gewartet. Nach einer Besichtigung des Fox Glaciers von mehreren Seiten sind wir weiter bis nach Wanaka gefahren, wo wir zwei Nächte geblieben sind, da sowohl Stu als auch John diverse Erledigungen zu tätigen hatten. Ich habe den Ruhetag für eine ausgiebige Wanderung auf den Gipfel des Mount Roy genutzt. Danach sind wir nach Queenstown gefahren, wo wir uns wiederum für zwei Nächte in einem Backpacker Hostel eingemietet haben. Diese Unterkunftsmöglichkeit ist eine gute Alternative zum Camping, ähnlich günstig, aber man hat ein richtiges Bett und schläft dementsprechend besser. Allerdings nur, wenn man nicht mit seinen Mitbewohnern in den mit bis zu acht Leuten belegten Zimmern hadern muss. In Queenstown haben John und ich dann Stuart zurücklassen müssen, da er eine Erkältung auskurieren wollte und auch ein paar Reparaturen am Motorrad vornehmen musste. So sind wir dann zu zweit in den Milford Sound aufgebrochen und allein schon die Fahrt dahin war atemberaubend schön. Auch das Wetter spielte weiterhin in westküstenuntypischer Manier gut mit und so wurde auch der Bootsausflug am nächsten Morgen mit entsprechenden Ausblicken auf die durch einen Gletscher geformte steile Felslandschaft belohnt. Als Tagesziel war eigentlich Invercargill angepeilt, aber da wir uns in der Mittagspause mit Darcy aus Oregon verquatscht haben, sind wir nicht so weit gekommen. Sie ist mit einem grossen Segelboot (http://alvei.com/) nach Neuseeland gereist, auf dem man in Backpacker-Manier einfach anheuern kann und so lange mitreisen, wie man gerade möchte. Um Geld für einen Asientrip auf einem Motorrad zu verdienen, melkt sie zur Zeit auf einer Farm Kühe. Es ist schon bewundernswert,wie manche den Mut dazu haben, einen ganz anderen Weg als die Masse einzuschlagen und mal zu schauen, was so in der Welt auf sie wartet. Nach dieser interessanten Episode sind wir noch bis Riverton weitergefahren, wo wir in Ermangelung anderer Möglichkeiten in einem Pub übernachtet haben. Eine sehr interessante Erfahrung, besonders in Hinblick auf die anderen Gäste. Das Ganze war irgendwie mehr wie eine Wohngemeinschaft, mein Zimmer hatte nicht mal eine Tür. Aber dafür hat’s auch nur 20$ gekostet, meine bisher günstigste Übernachtung. Am nächsten Morgen haben John und ich noch in Invercargill zusammen gefrühstückt und mussten dann auch getrennter Wege gehen. Er hat für seine Reisen hier ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub genommen und verfügt über ein Arbeitsvisum. Und da ihm so langsam das Geld ausgeht, will er sich nun in der Stadt nach einem Job umsehen. So bin ich dann alleine weiter auf der Southern Scenic Route entlang der Küste gefahren und das war wirklich großartig. Eine der schönsten Strecken, die ich je mit dem Motorrad gefahren bin. Nun bin ich hier im verregneten Dunedin angekommen, wo gerade ein Treffen von Dudelsackspielern stattfindet. Die armen haben leider Pech mit dem Wetter und werden nun bei ihrer Parade alle vollgeregnet. Morgen will ich dann zum Mount Cook und hoffe auf gute Sicht, um mal einen Blick auf den Gipfel werfen zu können.

Zeltlager bei den Gletschern

Einer der Gletscher (Fox)

Blick vom Mount Roy auf Lake Wanaka

Milford Sound 
Auf einer unbefestigten Strasse in den Catlins

Besichtigung der Brauerei Speights, Dunedin

Pipe-Bands im Regen, Dunedin

Samstag, 11. Februar 2012

Bei den Gletschern

Der Tag, für den wir uns die Wanderung vorgenommen hatten, wurde dann noch ein ziemlich langer. Wir sind morgens nicht allzu früh aus dem Hostel weggekommen und sind dann erstmal 150 km mit den Motorrädern zu einem Campingplatz gefahren, der den Startpunkt für unsere Wanderung darstellte. Wir hatten uns die letzte Etappe des Abel Tasman Walks ausgeguckt, für die eigentlich ein ganzer Tag veranschlagt wird. Da wir aber erst um 14 Uhr loslaufen konnten, sind wir nach über 20 km Wandern erst recht spät wieder zurück gewesen und waren dann rechtschaffen müde. Auf dem Campingplatz haben wir noch John aus Kanada getroffen, der auch mit dem Motorrad unterwegs ist und sich uns kurzerhand anschloss. Am darauffolgenden Tag ging's dann zu dritt weiter nach Süden entlang der Westküste mit einer Übernachtung in Greymouth. Ich hatte bisher insgesamt großes Glück mit dem Wetter hier, aber das gilt ganz besonders für die Westküste der Südinsel, die für ihr häufig schlechtes Wetter bekannt ist. Auch in den nächsten Tagen soll häufig die Sonne scheinen. Heute sind wir dann bei den touristisch vollständig erschlossenen Gletschern Franz Josef und Fox angekommen und werden letzteren morgen früh bei hoffentlich guter Sicht mal in Augenschein nehmen können. Diese Nacht verbringen wir auf einem Campingplatz des Department of Conservation, der nichts kostet und dementsprechend brechend voll ist. Ganz im Unterschied zu den reichlich vorhandenen kostenpflichtigen Campingplätzen, Holiday Parks genannt, die, obwohl günstig und durchgängig hervorragend ausgestattet, überraschenderweise alle recht leer sind.Nach der Gletscherschau soll's weiter Richtung Süden gehen. Den nächsten längeren gemeinsamen Stop haben wir in Queenstown, der Party-Stadt, geplant, wo sich unsere Wege vielleicht schon wieder trennen müssen, da meine beiden Mitreisenden noch mehrere Monate Zeit haben, bis sie wieder nach Hause müssen und ich bekanntermaßen nicht und sie demnach alles etwas ausführlicher angehen können.

Dienstag, 7. Februar 2012

Auf der Südinsel

Die Fahrt nach Wellington ging recht zügig vonstatten, so dass ich schon am frühen Nachmittag dort ankam und ein Zimmer in einem Backpacker-Hostel mitten in der Stadt bezogen habe. Den Rest des Tages habe ich zur Stadtbesichtigung genutzt inklusive dem sehr abwechslungsreich gestalteten National-Museum Te Papa in dem es sogar einen Erdbeben-Simulator gibt. Am nächsten Tag habe ich dann gleich morgens die Fähre auf die Südinsel genommen. Beim Warten auf die Fähre, fiel mir eine schwer bepackte und mit Aufklebern aus allerlei Ländern verzierte BMW auf. Der dazugehörige Fahrer, Stuart, hat vor sieben Monaten seine Zelte in England abgebrochen und ist mit dem
Motorrad bis nach Kathmandu gefahren. Von dort aus ist er nach einem dreimonatigen Aufenthalt in Nepal wiederum samt Motorrad nach Neuseeland geflogen und hofft nun hier ein Arbeitsvisum zu bekommen um für eine längere Zeit hier leben und arbeiten zu können. Zuvor möchte er aber noch das Land mit dem Motorrad erkunden. Da wir also im Moment dieselben Interessen verfolgen, haben wir uns für die nächsten Tage zusammengetan und werden morgen einen Teil des Abel-Tasman Tracks, einen der sieben sog. Great Walks, wandern. Danach soll's mit dem Motorrad weiter Richtung Süden gehen.

Samstag, 4. Februar 2012

Biker s Heaven

Da es einige ungläubige Nachfragen gab, ja, ich bin wirklich auf's Motorrad umgestiegen um mir das Land zu "erfahren". Ich habe vorgestern für 6 Wochen eine reisefertige BMW R1100R geliehen, denn das Radfahren hat hier, zumindest mir, einfach keinen Spaß gemacht. Als Gründe hierfür wären zu nennen, zuallererst die mangelhafte Fahrstabilität meines beladenen Fahrrads, an zweiter Stelle die sehr welligen Streckenprofile, dann die nervigen LKW-Fahrer und nicht zuletzt noch der Wind. Dieses Paket, als Ganzes, hat den Fahrspaß doch ziemlich auf der Strecke bleiben lassen. Mit dem Motorrad stehen mir nun alle Optionen offen. Keine Berge müssen mehr in's Kalkül gezogen werden und auch die Windrichtung ist egal, einzig die Wetterabhängigkeit ist geblieben. Derart befreit bin ich ab Rotorua gleich mal über den Pacific Coast Highway zum East Cape aufgebrochen. Diese Straße ist ein echtes Highlight in meinem bisherigen Motorradfahrerleben. Sie ist mir ja auf meinen allerersten Fahrradkilometern in Neuseeland schon positiv aufgefallen, aber die Strecke zwischen Opotiki und Napier mit dem Motorrad war einfach ein Traum. Eine Kurve nach der anderen durch die Kulisse von "Herr der Ringe" und durch Buchten mit absolut leeren Stränden, und das alles über 500 km! Also wenn sie hier irgendwas im Überfluss haben, dann ist es Landschaft. In Gisborne habe ich einen Overnight-Stop eingelegt. Diese Stadt zeichnet sich vor allem durch zwei Eigenschaften aus, nämlich dass sie erstens, die Stadt ist, die auf der Welt zuerst die Sonne sieht und zweitens die neuseeländische Hauptstadt des Chardonnays ist (Reihenfolge zufällig gewählt). Eine davon habe ich überprüft, die andere nicht. ;-) Danach ging's, wie gehabt, weiter auf dem genannten Highway. Unterwegs wurde mir immer wieder versichert, dass die Südinsel in motorradfahrerischer Hinsicht noch besser werden würde. Kaum vorstellbar! Angekommen in Napier konnte ich feststellen, dass hier eine Menge Art Déco-Gebäude rumstehen und dass die Sonne scheint. Vielmehr kann ich hierzu nicht zu sagen. Morgen fahre ich nach "Windy Wellington".

Donnerstag, 2. Februar 2012

Auf zu neuen Horizonten!

Ich habe es heute morgen, sehr zu meiner Freude, endlich geschafft mein leidiges Gepäckproblem dauerhaft und umfassend zu lösen. Mein Gefährt verfügt nun über einen äußerst stabilen Gepäckträger für die Gepäckrolle und über große Koffer. Das beides, kombiniert mit einem komplett verwindungssteifen Rahmen, vermittelt einem ein völlig neues Fahrgefühl! Man spürt das Gewicht des Gepäcks überhaupt nicht mehr. Und der Vortrieb ist im direkten Vergleich einfach 'ne Wucht! Auf diese Art erschließen sich mir nun völlig neue Möglichkeiten. Ich bin begeistert!