Sonntag, 4. März 2012

Kollegiales Intermezzo

Nachdem das Reifen-Problem erfolgreich geloest werden konnte, habe ich mich sogleich auf den Weg nach Auckland gemacht, um meinen Kollegen Timo zu treffen. Wir haben uns dann mehr oder weniger direkt in ein Pub begeben um unser gemeinsames weiteres Vorgehen in Ruhe besprechen zu koennen. Allzu sehr konnten wir aber nicht in's Detail gehen, da unser Gespraech durch Zwischenfragen eines einheimischen Paars, das am Nachbartisch sass, unterbrochen wurde. Daraus entstand dann eine mehrstuendige Unterhaltung im Zuge derer sich die Beiden als lokale Konzertversanstalter vorstellten. Sie boten uns dann spontan an, mit uns ein Konzert der Band "New Order", das an diesem Abend in der Vector Arena in Auckland stattfand, zu besuchen. Umsonst, versteht sich. Es wurde ein ziemlich langer Abend in dessen Verlauf uns Nancy, schon etwas bierselig, dann noch darueber aufklaerte, dass die deutschen Soldaten in ihren Nazi-Uniformen ja schon irgendwie schneidig ausgesehen haetten. Dass man als Deutscher im Ausland immer wieder auf diese Episode in der Geschichte reduziert wird, ist schon sehr merkwuerdig. Trotzdem blieb uns der Abend aufgrund seines unverhofften und heiteren Verlaufs in guter Erinnerung.
Am naechsten Tag hatten wir uns die Bay of Islands als Ziel vorgenommen. Da das ein beliebtes Segelrevier ist und ich umsichtigerweise meinen Bootsfuehrerschein eingepackt hatte, hatte ich den Einfall, dass wir ja eine Yacht chartern koennten um so die Bay auf dem Wasserweg zu erkunden. Timo war damit spontan einverstanden. Gluecklicherweise fand sich bei einem Vercharterer, obwohl es schon spaeter Nachmittag war, auch gleich ein Boot zu einem aushaltbaren Preis und so mussten wir nur noch schnell ein bisschen Proviant einkaufen und dann konnte es auch schon losgehen. Musste es auch, denn bei Ebbe waeren wir nicht mehr weggekommen und die stand kurz bevor. Zu unserer Uebernachtungs-Bucht mussten wir gleich mal gegen einen recht frischen Wind aufkreuzen und Timo, der noch nie zuvor gesegelt war, war ziemlich beeindruckt, was eine Segelyacht fuer eine Schraeglage erreichen kann. Am naechsten Tag sind wir dann bei fast null Wind losgefahren, aber die Vorhersage fuer den Nachmittag war mehr als vielversprechend. Mittags haben wir in einer sehr schoenen Bucht geankert, dort gegessen, eine Wanderung zu einem Aussichtspunkt auf der dazugehoerigen Insel gemacht und natuerlich auch noch das obligatorische vom Boot aus ins Wasser springen durchgefuehrt. Die Bucht war windgeschuetzt, aber man konnte an der Wasseroberflaeche schon sehen, dass der Wind davor deutlich aufgefrischt hatte. Da ich das Boot nicht kannte, habe ich vorsichtshalber sofort ein Reff in's Gross eingebunden und ein kleineres Vorsegel angeschlagen. Mit derart verkleinerter Segelflaeche konnten wir dann trotz betraechtlicher Brise recht komfortabel und trotzdem schnell zur Charterbasis zuruecksegeln. Hochzufrieden sind wir nach erfolgreichem Anlegemanoever noch mit unseren Kraftfahrzeugen in einen kleinen Fischerort gefahren und haben dort zur Feier des Tages ein ca. 350g schweres Scottish Fillet, das ganz hervorragend geschmeckt hat, verschlungen. Praktischerweise konnte man im selben Haus auch gleich uebernachten.
Am Datum des naechsten Tages, dem 1. Maerz, war deutlich erkennbar, dass der Zeitpunkt meines Abflugs nun in nicht mehr allzu weiter Ferne liegt. Gute zwei Wochen lagen da noch vor mir. Timo und ich hatten fuer diesen Tag vereinbart, dass wir den noerdlichsten Punkt Neuseelands, Cape Reinga, besichtigen wollten. Da man dafuer eine 100 km lange Stichstrasse fahren muss, habe ich am Abzweig dazu das Motorrad geparkt und bin in Timos Auto zugestiegen. Wir haben dann noch zwei junge Deutsche Anhalter mitgenommen, die gleich mal unser ganzes Tagesprogramm mitgemacht haben. Das bestand aus dem Inaugenscheinnehmen des Kaps und Sand-Surfing auf den Te Paki Giant Sand Dunes. Dabei rutscht man auf einem Surfbrett die ziemlich steilen Sandduenen runter und erreicht dabei beachtliche Geschwindigkeiten. Der Spass wird nur dadurch geschmaelert, dass man fuer jeden Durchgang die Duene immer wieder hochlaufen muss. Danach haben wir die Jungs noch in ihrem Hostel abgeliefert, wofuer sie uns sehr dankbar waren. Der Abend klang dann mit einem ganz hervorragenden Fisch-Essen und einem sich daran anschliessenden Besuch in der ortsansaessigen Kneipe aus. Die Gaeste dieser Lokalitaet bestanden fast ausschliesslich aus Maoris, die gerade einen Karaoke-Abend veranstalteten. Viele Angehoerige dieser Volksgruppe zeichnen sich durch eine beachtliche Leibesfuelle aus, aber das gilt in gleichem Masse auch fuer ihr Stimmvolumen! Es war schon ein erstaunlicher Anblick als sich eine Frau erhob, die so fett war, dass sie kaum noch gehen konnte und dann, gestuetzt durch eine Kruecke, eine ganz bemerkenswerte Gesangs-Performance hinlegte. Im Verlauf des Abends sind wir auch mehrfach auf die traditionelle Maori-Art, den sog. Hongi, begruesst worden. Dabei beruehren sich jeweils Nase und Stirn. Ziemlich beschwingt sind wir dann irgendwann ins Bett gegangen.
Den darauffolgenden Tag sind wir an der Kauri-Coast entlanggefahren. Einige der Kauri-Baeume sind bis zu 2000 Jahre alt und erreichen auch eine ihrem Alter angemessene Groesse. Fuer die Nacht war ein Unwetter mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 km/h vorhergesagt. Nach Timos Berichten ist die Vorhersage nachts dann wohl auch tatsaechlich eingetreten, das habe ich aber verschlafen. Am naechsten Tag waren die Nachwirkungen aber noch deutlich spuerbar, denn es war immer noch sehr windig. Dieses Phaenomen, gepaart mit dem einen oder anderen kraeftigen Schauer, machten das Motorradfahren nicht gerade zum Vergnuegen. Wir sind weiter die Westkueste mit Ziel Auckland heruntergefahren, da Timo am naechsten Morgen, also heute, auf die Suedinsel geflogen ist.
Ich bin nun in Taupo um morgen eine Wanderung namens Tongariro Alpine Crossing in Angriff zu nehmen. Der dazugehoerige Shuttle-Bus faehrt schon um zwanzig vor sieben, aber da die Wanderung mit acht bis neun Stunden angegeben ist, habe ich mich fuer die fruehe Variante entschieden. Sie fuehrt entlang von maechtigen Vulkanen und soll sehr abwechslungsreich sein. Ich bin schon gespannt!

P.S. Ich bin neugierig zu erfahren, wer meinen Blog alles liest. Ich habe daher nun voruebergehend die Kommentarfunktion fuer jedermann freigeschaltet und wuerde mich darueber freuen, wenn diejenigen, die hier nicht registriert sind, aber ab und an mitlesen, kurz ihren Namen als Kommentar hinterlassen koennten. Vielen Dank!

Abendstimmung auf dem Boot
Ausblick auf unsere Mittags-Bucht

Wir am Cape Reinga


Die Surf-Duenen sind die ganz hinten

Timo mit seinem Mietwagen auf dem 90 Mile Beach

Suchbild: der Blogverfasser ist auch auf dem Bild

2 Kommentare:

  1. Hola Matti, patagonien liest mit ( zumindest immer wenn Internet vorhanden ist). Freu mich auf den komplettbericht Zuhause mit Fotos und ich würd vorschlagen grillfleisch!
    Beste Grüße
    Jens Jensen und jane

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  2. haklemm@web.de07.03.2012, 03:33:00

    Lieber Matti,
    ich lese Deinen Reisebericht mit großem Interesse und bin von Deinen Schilderungen und den Fotos beeindruckt. Dein Unternehmungsgeist ist unschlagbar. Mit lieben Grüßen Helga aus Gera

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